Verdammt frei

Heute entschied ich mich, endlich einmal eine richtige Struktur in mein Leben zu bringen!
Struktur in einen Alltag, den ich in absoluter Freiheit gestalten kann.
Dazu kommt ein Blog wie gerufen. In regelmäßigen Abständen teilt man der Welt etwas über sein Leben, seine Interessen oder seine Gedanken mit. Wenn das nicht schon Mal ein roter Faden ist…

Freiheit ist etwas Wundervolles, aber man muss mit ihr umgehen können.
Freiheit kann einen in einer Krise stürzen, wenn man sich auf einen Schlag seiner Disziplinlosigkeit und Motivationsschwäche bewusst wird…
Verdammt…

« L’homme est condamné à la liberté » (Sartre)

Schnell ereilt einen das Gefühl von vollkommener Nutzlosigkeit, vor allem, wenn man den Eindruck hat, dass Leistung und erfolgreiche Alltagsbewältigung den Mittelpunkt der menschlichen Existenz ausmachen.
Frei zu sein heißt also nicht, sich frei zu fühlen. Wenn der Freie sich nicht frei machen kann von Selbstansprüchen und äußeren Lebensmodellen, die zu sehr verinnerlicht wurden, führt die Freiheit schnell zu einer vollständigen Selbsterlahmung, ausgelöst durch die Resignation, nichts Sinnvolles mit sich anfangen zu können.

Aber damit ist jetzt Schluss. Dank der Erfindung des Bloggens werde ich Struktur in meinen Alltag bringen, zumindest für eine halbe Stunde am Tag. (Das ist zumindest mein Vorsatz.)

Für eine halbe Stunde entrinne ich damit der Verdammung, den Sinn meines Lebens, meines Handelns und Tun zu definieren. Meine Existenz gewinnt durch den Vorgang des Bloggens plötzlich eine ungekannte Essenz, und die tiefe Sinnhaftigkeit, die sich darin verbirgt, nimmt mir die Zweifel, die mich sonst dazu bringen, mich und meine Handlungen kritisch zu beobachten einem Rechtfertigungszwang zu unterstellen.

So fühlt sich die Freiheit plötzlich frisch und neu an!
So wie die Slogans „Ich bin so frei“ oder „Die Freiheit nehm’ ich mir!“ es versprechen.

Hm, Kaffeepause?

Veröffentlicht in: Blog

6 Gedanken zu “Verdammt frei

  1. Ariane Mayer schreibt:

    oh oh, liebe claire, das klingt alles etwas deprimiert und höchst philosophisch zugleich! auf jeden fall hast du mich zum schmulzeln und auch zum nachdenken angeregt, und ich werde deinen blog weiter verfolgen, denn ich finde du schreibst sehr gut!! sollte mir in zukunft was sinnvolles einfallen, werde ich schreiben. wie wärs mit einem etwas optimistischeren ausblick wie:
    „ich will so bleiben wie ich bin – du darfst!“?

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    • clairewalka schreibt:

      vielleicht ist der optimismus so tief in mir verankert, dass ich ihn glatt vergesse?
      aber ich bleibe gern so wie ich bin, wenn auch lieber ohne „du darfst“ ;o)

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  2. Ariane Mayer schreibt:

    das dürfen hat sich bestimmt ein psychologischer werbetexter dazu ausgedacht, um auch dem konsumer aus der letzten reihe keine zweifel mehr zu lassen…

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    • clairewalka schreibt:

      was mich daran immer gewundert hat – wozu braucht man diätprodukte, wenn man so bleiben will, wie man ist?
      heißt dass, das man mit nicht-diätprodukten bis ins unendliche zunimmt…?
      oder ist die indirekte aussage, dass man mit du darfst endlich mal hemmungslos viel oder zumindest doppelt so viel fressen darf, ohne zuzunehmen?

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  3. ANNA schreibt:

    Finde ich toll, so sind wir uns irgendwie näher. Ich mache auch irgendwann noch ein Blog auf. Ich weiß nur noch nicht ob es in diesem Leben sein wird.
    Kuß und viel Erfolg Anna

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